Umweltschutz & Nachhaltigkeit Lebenshof und nachhaltig, widerspricht sich das nicht?
Passt Tierhaltung überhaupt in ein ökologisches Konzept oder ist gerade die nutzungsfreie Tierhaltung nicht per se Ressourcenverschwendung?! Doch, ist sie, zunächst!
Als Lebenshof nehmen Tiere wir auf, die früher in der Tierwirtschaft ausgebeutet wurden und schenken ihnen ein nutzungsfreies Leben, das ihnen bislang vorenthalten wurde und nun zurückgegeben wird. Wir bemühen uns, den Tieren ein weitestgehend artgerechtes Leben zu ermöglichen. Dies bedeutet natürlich, dass wir die Tiere füttern, sie produzieren Mist, verbrauchen Wasser und landwirtschaftliche Nutzfläche wird als Weideland „vergeudet“. Trotzdem ist unser Konzept ein nachhaltiges, denn durch unsere Aufklärungsarbeit und die Tiere, die bei uns als Botschafter fungieren, setzen wir uns für ein Ende der industriellen Tierhaltung und, letztendlich, ein Ende der gesamten Tierhaltung, sei es die der sogenannten Haus- oder Nutztiere, ein. Wir arbeiten also täglich daran, uns selbst abzuschaffen, denn Lebenshöfe werden nur gebraucht, solange es domestizierte Tiere gibt.
Der Veganismus, für den wir uns einsetzen, ist nicht nur Tier- sondern auch Umweltschutz.
Die Produktion von tierischen Erzeugnissen wie Fleisch, Milch und Eiern gehört zu den Hauptgründen für die menschengemachte Klimakrise, den Artenrückgang, die Wasserverschmutzung und die Bodendegradation. Mehr als 83 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen werden für die Haltung sogenannter Nutztiere und den Anbau ihrer Nahrung verwendet. Hauptsächlich wird dort Soja angebaut, wobei rund 75 Prozent der weltweiten Sojamengen als Nahrung für „Nutztiere“ dienen. Zum Anlegen dieser Anbauflächen wird der Regenwald im großen Stil gerodet, was zur Klimakrise, zum Welthunger und zur Umweltzerstörung beiträgt [1, 2]. Aufgrund des Waldverlustes kann zudem immer weniger CO₂ abgebaut und weniger Sauerstoff produziert werden. Durch die ungebremste Abholzung der Regenwälder zur Schaffung von Weideflächen und zum Anbau von Nahrung für sogenannte „Nutztiere“ werden die Lebensräume vieler Arten, oftmals auch unentdeckter, zerstört. Die durch Monokulturen geprägte industrielle Landwirtschaft bietet keinen Raum für Artenvielfalt. Auch in den Weltmeeren ist der Artenreichtum durch Überfischung und Aquakulturen stark gefährdet.
Die Haltung sogenannter „Nutztiere“ ist äußerst ineffizient. Weltweit werden 83 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche für den Anbau von Nahrung für „Nutztiere“ oder als Weideland für die landwirtschaftliche Tierhaltung genutzt.
Dabei werden allerdings nur 18 Prozent der Kalorien und 37 Prozent der Proteine erzeugt [2]. Die Haltung sogenannter Nutztiere benötigt nicht nur Nahrung und Wasser zur direkten Versorgung der Tiere, sondern auch Ressourcen für Transporte und z.B. Stromerzeugung. Auf diesem Umweg werden Rohstoffe und Energie verschwendet, denn der Mensch könnte theoretisch auch direkt auf die pflanzlichen Erzeugnisse zurückgreifen. Diese Ressourcenverschwendung ist mitverantwortlich für die Klimakrise und trägt zum Welthunger bei. Laut einer neuen Studie könnte die Größe der Acker- und Weideflächen weltweit um 75 Prozent reduziert werden, wenn sich alle Menschen vegan ernähren würden [3]. Fakt ist, nicht alle Flächen, die heute für die Tierwirtschaft genutzt werden, eignen sich für den Anbau von Direktlebensmitteln, diese könnten jedoch der Natur zurückgegeben, Moore beispielsweise wieder eingenässt werden.
In der Tierindustrie werden zudem fast 30 Prozent des weltweit genutzten Wassers verwendet und es kommt darüber hinaus zu Wasserverschmutzung durch Pestizide, Herbizide, Gülle und Medikamente wie Antibiotika.
Diese Verunreinigung kann durch Kläranlagen teilweise nicht gefiltert werden oder gelangt direkt ins Grundwasser und führt zu Einschränkungen hinsichtlich Qualität und Menge von verfügbarem Trinkwasser. Der Konsum von tierischen Produkten trägt zu einer hohen Gülleproduktion bei, die das Grundwasser und die Böden unter anderem mit Nitraten und Phosphaten belastet. Die Bodenfruchtbarkeit nimmt durch Überbeanspruchung, Monokulturen für den Anbau von Nahrung für „Nutztiere“ und Überweidung ab, es kommt zu Bodenverdichtung und Erosionen.
Auch über die Aufklärungsarbeit hinaus und ganz praktisch, bemühen wir uns, unsere Arbeit so ökologisch wie möglich zu gestalten, so haben wir bereits auf unserem alten Hof in Herrieden, begonnen, Wallhecken anzulegen. Die Wallhecken entlang des Weges leiteten früher die Tiere beim Viehtrieb und schützten die angrenzenden Felder gegen Verbiss oder Vertritt durch Vieh, nebenbei bot die Hecke vielfältigen Lebensraum. Häufig wurden Wallhecken aus Haselnusssträuchern, Faulbaum, Weißdorn, Schlehe, Brombeere oder Hainbuchen gebildet, seltener fanden sich Eschen oder Erlen, immer wieder aber auch größere Buchen und Eichen. Als Schutz gegen Verbiss wurden auch Dornensträucher wie Heckenrosen, Brombeeren, Weißdorn und Schlehdorn gepflanzt.
Mit der Flurbereinigung ging diese Art der Feld- und Weidebegrenzung größtenteils verloren und mit ihr der Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten, Vögeln und kleinen Säugetieren.
Bäume produzieren wie alle Pflanzen auf der Erde Sauerstoff. Bäumen binden außerdem Kohlenstoffe durch Photosynthese. Bei diesem Prozess nehmen Bäume das mit für den Klimawandel verantwortliche Kohlendioxid aus der Luft auf, zersetzten es in seine Bestandteile und verwandeln es in organische Materialen wie zum Beispiel Holz. Jeder Baum bietet zudem eine reichhaltige Nahrungsquelle für Mensch und Tier. Blätter, Nadeln, Knospen und Blüten bietet Nahrung für Bienen, Hummeln und andere Insekten und die Früchte, Nüsse, Beeren und Samen helfen vielen Tieren durch den Winter. Die Aufforstung ist von jeher ein wichtiger Teil unserer Arbeit, von dem natürlich neben den Wildtieren, auch unsere Lebenshoftiere profitieren, denen die Bäume als Schatten- und Leckereienspender dienen. Auch bei den Bäumen achten wir auf Vielfalt und heimische Arten. Eine Streuobstwiese und eine große Anzahl weiterer Bäume werden, neben dem Erhalt des bestehenden alten Baumbestandes, für eine lebendige Flora und Fauna unserem neuen Hof sorgen.
Ein oder mehrere Teiche, teilweise in Kombination mit einer Suhle für die Schweine, sollen als Rückhaltebecken fungieren.
So weit wie möglich sollen die Oberflächen in den Teich bzw. die Teiche entwässern. Ziel ist die Entwicklung wechselfeuchter Biotope. Durch eine flache, wechselfeuchte Uferzone, die bei steigendem Wasserstand überflutet wird, kann hier das überschüssige Wasser gut versickern. Im Laufe der Zeit wird sich hier ein wertvoller Lebensraum für Pflanzen, Pilze und Kleintiere wie Insekten, Libellen, Wasserläufer und Fliegenarten, sowie Amphibien wie Molche, Kröten, Frösche oder auch Salamander, entwickeln. Unsere kleine Nutriagruppe wird übermäßigen Bewuchs eindämmen, da ihre Hauptnahrung aus Wasserpflanzen und der natürlichen Vegetation besteht.
Ein wichtiger Teil unseres nachhaltigen Konzeptes ist der minimale Konsum. Statt neu kaufen ist upcyclen, reparieren und wiederverwerten für uns selbstverständlich.
Alte oder kaputte Sachen gehören nicht in den Müll, wir schenken ihnen ein neues Leben, mit Veganfarmer Danny Ritzinger, Schreinermeister, Spezialist für Restauration und Altholz, haben wir diesbezüglich einen absoluten Experten im Team und der ganze Hof und seine Bewohner profitieren von seiner Kreativität und Sachverstand.
Mit der Integration eines Landwirtschaftsteils wird unsere Arbeit einen großen Schritt nachhaltiger. Wir produzieren fortan einen großen Teil des Hofbedarfes an Obst und Gemüse ressourcenschonend selbst. Wenig Fläche, wenig Energie, wenig Wasser, beim Market Gardening ist alles darauf angelegt, natürliche Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen und das mit einer langfristigen Perspektive und ohne Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln.
Da Nachhaltigkeit uns eine besondere Herzensangelegenheit ist, werden wir uns diesbezüglich immer weiter verbessern und neue Ideen integrieren, es lohnt sich also, hier immer mal wieder vorbeizuschauen.
Quellen:
[1] Brack, D. et al. (2016): Agricultural Commodity Supply Chains, https://www.chathamhouse.org
[2] Poore, J./Nemecek, T. (2018): “Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers”, In: Science Vol. 360, Issue 6392, pp. 987-992
[3] A.Mottet, et al. (2017): „On our plates or eating at our table? A new analysis off the feed/food debate“